SOUNDFLIX #2 – die wohl spektakulärste Watch-Party die wir je erlebt haben. Ein riesiges Danke an die 1.500 Besucher:innen, die es sich in unserem Wohnzimmer gemütlich gemacht haben. Wie viel Super Power in dieser Show steckte, gibt es hier zum Nachlesen:
Ein Beitrag von Katharina Milchrahm
Wo soll ich anfangen – SOUNDFLIX #2, du hast was ausgelöst in mir. Der Spaß und das Geschick der jungen Musiker:innen, der ansteckende Enthusiasmus von Dirigentin Mei-Ann Chen, die Wertschätzung des Publikums, die Lichtshow, die Musikauswahl, und dann noch die österreichische Erstaufführung des Werks „re(new)al“ des vietnamesisch-amerikanischen Komponisten Viet Cuong, das mir spätestens in seinem dritten Satz „Solar“ mit seiner Pracht und Schönheit das Wasser in die Augen getrieben hat. Und hinter all den ausgefuchsten Details dieser Live-Filmmusik-Show stand auch noch eine wichtige Frage: Wo sind die Super Heroes, die uns vor einer Klimakatastrophe retten?
Spulen wir nochmal zurück. „Super Power“ – so lautet der Titel der zweiten Ausgabe von SOUNDFLIX, einer Live-Filmmusik-Show, die von Creative Director und Event Designerin Enya Reinprecht erdacht und 2022 erstmals umgesetzt wurde. Klassische und zeitgenössische Musik treffen hier aufeinander und ergeben eine neue Art der Musikvermittlung, die etwas auszusagen hat. Das Prinzip des Formats ist folgendes: Genervt von seinem Chef kommt Peter (verkörpert von Schauspieler Florian Stanek) von der Arbeit nachhause und will es sich auf seiner Couch gemütlich machen. Aus dem Radio kommen Nachrichten zum Klimawandel, die es ihm schwer machen, zu entspannen. Und dann entdeckt er auch noch das Publikum, das in der Helmut List Halle, also in „seinem Wohnzimmer“ sitzt! Egal, dann macht Peter mit den hunderten von Leuten eben eine Watch-Party. Sein Soundsystem, das auf den Namen „Alexa“, äh, „Mei-Ann“ hört, schlägt ihm verschiedene Apps vor, und so stößt er auf den Kanal SOUNDFLIX, der die beste Unterhaltung mit Filmmusik verspricht. Gemeinsam mit einem bestens vorbereiteten Jugendorchester, das sich durch unsagbares Können und pure Freude ausgezeichnet hat, holt Dirigentin Mei-Ann Chen den jungen Mann aus seinem Alltagstrott.
Superwoman Mei-Ann Chen dirigiert das Soundflix Orchestra
Wenn man die spannende Inszenierung und Geschichte hinter dem Konzert mal außer Acht lässt, bleiben noch immer die epischen Soundtracks der Superheld:innen der DC und Marvel Comic-Universen, die der Ausgangspunkt von „SOUNDFLIX #2: Super Power“ waren. Komponiert von den ganz Großen – John Williams, Alan Silvestri, Danny Elfman – erfüllte die Filmmusik aus Superman, Batman, The Avengers und Captain America alle Erwartungen. Eröffnet wurde die Show mit Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“, dessen pompöse Anfangstakte durch Stanley Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“ über die Klassikszene hinaus weltberühmt geworden sind (Wer kennt das einprägsame auf- und abgehende „Bum Bum Bum Bum“ der Pauken nicht?). Bei SOUNDFLIX #2 ging es aber nicht nur um berühmte und starke Männer, die mit ihrer Musik und ihren Superkräften begeistern, sondern auch um Diversität, Zusammenhalt und Nachhaltigkeit. Von der US-amerikanischen Komponistin Joan Tower (1938) erklang das Werk „Fanfare for the Uncommon Woman No. 2“, das Frauen gewidmet ist, die „abenteuerlich sind und Risiken eingehen“, und mit der Komposition „Umoja, Anthem for Unity“, geschrieben von der Afro-Amerikanerin Valerie Coleman (1970), wurde zu Zusammenhalt und Einigkeit aufgerufen.
Musiker:innen des Soundflix Orchestra
Für die größte Überraschung des Abends sorgte aber mit Sicherheit das dreiteilige Werk „re(new)al“ des erst 33-jährigen Komponisten Viet Cuong – und das gleich auf mehreren Ebenen. Neben den international gefeierten Themen aus Superman, Batman & co. war „re(new)al“ bestimmt der „Underdog“ aller Werke: Wer hätte schon damit rechnen können, dass die drei Teile „Hydro“, „Wind“ und „Solar“ schon eine Show in sich sind? Angefangen bei „Hydro“, bei dem auf der Bühne eine schummrige Barszene nachempfunden wurde, in der vier Musiker:innen am Tisch sitzend mit wasserbefüllten Gläsern verschieden gestimmten Wassergläsern anstießen und so Musik erzeugten, über „Wind“, in dem eine Choreographie mit Trommeln ein Windrad nachempfand, bis hin zu „Solar“, dessen glöckchengleiche, funkelnde Töne dem Glitzern der Sonnenstrahlen ähnelten, sind die drei Teile den erneuerbaren Energien Wasser, Wind und Sonne gewidmet. Denn die sind die wirklichen Superheroes, die wir heutzutage brauchen, um unsere Welt vor einem traurigen Schicksal zu bewahren.
Verkörpert wurden Wasser, Wind und Sonne von den drei Superheldinnen Wailele, Coro und Jua, die von Enya Reinprecht erfunden, und von Luisa-Christin Kassler (zuständig für die gesamte Art Direction der Produktion) mittels künstlicher Intelligenz auf dem Bildschirm zum Leben erweckt wurden. Die drei Superheldinnen stammen aus Polynesien, Venezuela und Afrika und sollen auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam machen, wie etwa auf die Überschwemmung von Inselstaaten. Während Jua auf Swahili auf die Energie der Sonne hinweist („Jua Linawaka. Itumie.“ / „Die Sonne scheint. Nutze sie.“), bedeutet Waileles hawaiianisches Motto „Mana Kai Wai!“ auf Deutsch „Wasser ist Kraft!“. Als Schauspieler Florian Stanek Coros Motto „Mas Turbinas de Viento!“ („Mehr Windräder!“) mit dem Motto der Grünen verglich („Wo ein Wille, da ein Windrad!“), musste auch der Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler, der sich im Publikum befand, schmunzeln.
Live-Musik-Show Soundflix #2
Inspiriert und motiviert von den mächtigen Soundtracks und den Botschaften der neuen Superheldinnen, stieß Peter (Florian Stanek) dann auf des Pudels Kern: Wir alle können dazu beitragen, die Welt ein Stück besser zu machen; wir alle können Superheld:innen sein! Beschlossen wurde das Event mit Leonard Bernsteins Make our Garden Grow, dem Finale aus „Candide“, das fast schon kitschig war, so gut passten Titel und Musik ins Programm. Zu Recht war SOUNDFLIX #2 ein Erfolg bei der Vormittagsvorstellung für Schulen mit fast 1.000 Schüler:innen, und bei der Abendvorstellung mit rund 500 Besucher:innen. Zu Recht dürfen wir uns auf die Fortsetzung von SOUNDFLIX im April 2024 freuen – wenn es wieder heißt „Mei-Ann, PLAY!“.
So viel Super Power steckte in SOUNDFLIX #2