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Alte Musik, junges ­Publikum: Ja, geht denn das?!

© Ariane Pakisch privat

Von Ariane Pakisch

Klassische Musik hat ein Imageproblem. Zumindest bei jungen Menschen und jenen, die sich als junggeblieben betrachten. Zu teuer, zu alt und vor allem nur für bereits ausreichend musikalisch vorgebildete Personen. Diese Stereotype sind nun keineswegs neu, jedoch sind sie immer noch relevant.

Verstehen Sie mich nicht falsch, viele junge Menschen hören sich durch den Regenbogen der klassischen Musik. In Playlisten zum Lernen, als Hintergrundmusik, oder einfach weil sie schön ist. In Zeiten von Digital Natives und Immigrants, von Pandemie und „Alles-auf-online“ stellt sich jedoch die Frage, was eigentlich so hängen bleibt bei „den Jungen“. Zu diesem Thema habe ich mich mit einigen meiner Freundinnen und Freunde unterhalten und sie gebeten die Website der styriarte zu beurteilen.

Von Spaß an der Musik und fröhlichen Musikern und Musikerinnen bis zu einer komplett fehlenden Kommunikation von, für und mit jungen Menschen reichen die Meinungen. Aber die zentrale Frage ist doch immer „Kann ich etwas mit dieser Website anfangen?“ – Die Antwort ist ein klares Jein: In einer manchmal verwirrenden Fülle von Angeboten ist es für Nicht-Eingeweihte schwierig sich zurecht zu finden. Was ist denn jetzt eigentlich genau diese styriarte? Und warum sollte ich dorthin gehen? Bin ich dort dann allein in meine Altersklasse? Ich muss doch sicher was wissen, um die Musik richtig hören zu können. Und so weiter. Weil nur jammern aber auch nichts hilft, kommen wir zu ein paar positiven Eigenschaften, die uns aufgefallen sind:

Cool sind auf jeden Fall die Videos und der Podcast. Etwas zum Schauen und etwas zum Hören. Vor allem die Behind-The-Scenes und die im allgemeinen sehr hochwertige Verarbeitung der Website und der Videos hinterlassen einen positiven Eindruck. Bei Bedarf und Interesse kann man richtig viel stöbern. Wenn man es kurz und knackig haben will, dann verhilft der Kalender zu einer schnellen Übersicht. Neben den Bildern auf der Website (wo glücklicherweise sogar echter Spaß und vereinzelt Grimassen erlaubt sind) fällt vor allem auch bei Instagram und Facebook eine authentische Menschlichkeit auf. Da blitzt dann sogar ein Witz oder ein junger Mensch hervor. Doch genau hier liegt ebenfalls ein großes Manko: Wer sich angesprochen fühlen soll, muss sich auch irgendwie repräsentiert wissen. Das passiert jedoch nicht. Kaum junge Leute auf Bildern oder in den Videos. Keine markante Werbung für das Jugendorchester. Nur vereinzelte Hinweise, dass nicht-traditionelle Werte wie Gleichstellung aller Menschen abseits von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung eine aktive Rolle spielen. Keine Möglichkeit, jungen Menschen eine aktive Plattform zu bieten, in der sie zu Wort kommen. Keine Möglichkeit, die styriarte ohne großes klassisch-musikalisches „Vorwissen“ (Wer war nochmal Johann Joseph Fux?) kennenzulernen. Das ist, wie Sie hoffentlich verstehen, nicht so zielführend. Und, seien wir ehrlich, suchen Sie im Internet auf gut Glück nach einer Website? Ich jedenfalls nicht. Wie also können junge Menschen auf die styriarte überhaupt aufmerksam werden? Werbung, auf Plattformen wie Studo und in Sozialen Netzwerken geschaltet, könnte hier eine Lösung sein.

Nun kann man dagegenhalten, dass wir als Menschen U30 nicht unbedingt die Zielgruppe der styriarte sind. Das ist wahr. Aber – mit Verlaub – dann darf man sich auch nicht wundern, wenn das Publikum diese Haltung widerspiegelt. Und das ist schade. Denn um Musik zu genießen, muss man nicht umfassend gebildet und Ü30 sein. Klassische Musik hat ein Imageproblem. Wenn nicht dezidiert gegen Vorurteile vorgegangen wird, füllen diese einen Interpretationsspielraum aus. So wird aus nicht angeschriebenen Ticketpreisen ein „Das-ist-doch-eh-viel-zu-teuer“. Aus einem starken Fokus auf musiktheoretische Inhalte ein „Das-kann-ich-eh-nicht-verstehen“. Aus fehlender politischer Haltung ein „Die-sind-doch-eh-alle-nur-konservativ“. In vielen Fällen werden sich junge Menschen dann wohl doch wieder die „Classical Piano Music“ Playlist auf Spotify gönnen.

ZUR AUTORIN:

Ariane Pakisch, die 21-Jährige Musikologiestudentin aus Graz hört sich gerne von Schubert über Fitzgerald zu Eilish. Obwohl Sie eigentlich eher im Bereich der Popularmusik forscht, hat sie durch ihre Familie viel von der klassischen Musik auf den Weg mitbekommen. Neben der Musik setzt sie sich auch aktiv für Klimagerechtigkeit und Gleichstellung aller Menschen ein.

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