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Ein Noob entdeckt die styriarte

Programmfolder Willkommen zurück vor der Schlossbergbühne
© Nikola Milatovic

Von Ariane Pakisch

Für diejenigen unter Ihnen, die vielleicht nicht so mit der heutigen Jugendsprache des Denglischen vertraut sind, eine kleine Erklärung vorab: Ein Noob ist jemand, der sich mit etwas nicht auskennt. Wie Sie mit dem Denglischen. Sie wären also ein Denglisch Noob.

In unserem Falls geht es natürlich um Klassik Noobs. Genauer: um Freunde und Freundinnen von mir, die eigentlich nicht so affin sind für die „Musik von den Alten“. Mit ihnen gehe ich in die Konzerte der styriarte. Warum? Damit diese kulturlosen Jungspunden auch einmal etwas Anständiges zu hören bekommen natürlich! Oder so. Das ist wohl eine Frage der Perspektive. Und damit die auch nicht verloren geht, erzählen Ihnen nun Noobs, was sie so von ihren besuchten Konzerten zu berichten wissen.

„Man hat einfach gemerkt, sie leben die Musik. (…) Und wenn der Akkordeonist gespielt hat (Anm. Ivan Trenev), dann war sein ganzer Körper Musik.“

Wir fangen an mit dem ersten „richtigen“ Konzert der styriarte dieser Saison: „Willkommen zurück!“. Drei verschiedene Gruppierungen (Die Spafudla, das Duo Trenev & Weiß und BlechReiz), drei Zugangsweisen, alte (und nicht so alte) Werke neu zu interpretieren, dreimal eine halbe Stunde Zeit. Und genau darin lag auch die Stärke dieses Programmes, findet Franka. Sie hat sich netterweise bereit erklärt, mit mir die Aufführung zu besuchen.

Die Mischung aus unterschiedlichen Epochen, neuen und bekannten Melodien ist abwechslungsreich. Sie sorgt aber eben auch zwischendurch für ein Gefühl des Heimkommens. Und das Fühlen ist es, was Musik für Franka so besonders macht. Dafür braucht es keine Musiktheorie oder technisches Wissen.

„Ich muss es so wahrnehmen: g‘fallts mir oder g‘fallts mir nicht? Oder macht‘s irgendwas mit mir oder macht‘s irgendwas nicht mit mir? Und es hat sehr verschiedene Emotionen in mir aufgerufen (…)“

So birgt dieser Abend Träumereien nach Paris, Lachen, Aufregung und Inspiration. Aber auch die Frage nach Authentizität, nach Fremdscham und nach (halbgaren) Bühnenshows. Wo die Spafudla mit ihrer Kombination von Geigen, Marimba, Gitarre und Kontrabass mit einer Gigue nach Frankreich führen, wo das Duo Trenev & Weiß mit einer natürlichen wie emotionalen Performance berührt, wo BlechReiz zum Lachen aber auch zum Cringen überredet. Inmitten dieser so unterschiedlichen Akte lebt die Musik.

„Die Spafudla haben mir am besten gefallen von der Musik her (…) Man merkt einfach, dass sie 20 Jahre schon miteinander spielen. Es passt alles, es ist alles aufeinander abgestimmt. Und das war sehr schön, das war wie ein geschmeidiges Gefüge, das dich so hineinzieht und davonträgt.“

Die Spafudla vor Publikum auf der Grazer Schlossbergbühne

Doch das Besondere an Konzerten ist ja nicht nur das unmittelbare Erlebnis der Musik. Sondern auch die Freude, den Musikern und Musikerinnen auf der Bühne zuschauen zu können. Und selbst wenn das Gespielte vielleicht gar nicht so widerklingt in einem, kann man sich doch an ihrem Ausdruck erfreuen.

„Ich hab auch die Virtuosität der zweiten Band cool gefunden. Auch wenn es nicht mein Geschmack war; ich hab die Musik voll gut gefunden und hab auch gemerkt dass sie das wirklich gern machen. Auch wenn ich das nicht daheim hören würde, ich hab das trotzdem cool gefunden zum Anschauen.“

Das Duo Trenev & Weiß auf der Grazer Schlossbergbühne

Und manchmal kann dieses Verhältnis zwischen Gehörtem und Gesehenem auch ziemlich ambivalent sein. Zwischen lustigem Blödsinn und einer teilweise unauthentischen Bühnenshow, zwischen Lachen und Scham liegt BlechReiz.

„Ich hab‘s mir grundsätzlich gern angeschaut, es war lustig. Ich hab mir ein paarmal gedacht: Uah. Dann hab ich mich so ein bisschen in mich versteckt weil‘s mir unangenehm war zum Anschauen. (…) Das liegt auch ganz viel in der Ausstrahlung der Musiker, und irgendwie hat‘s da nicht so ganz passt.“

BlechReiz singend und tanzend auf der Grazer Schlossbergbühne

Klar, einstudierte kleine Choreografien und Musik mit Augenzwinkern kann sehr anregend sein. Doch für uns darf dabei die Emotion der Musik nicht verloren gehen. Franka hat es am besten zusammengefasst:

„Ich find immer, Musik soll (…) irgendeine Emotion vermitteln und auch aus einer Emotion heraus gespielt werden. Und bei solchen einstudierten Bühnenshows kann ich einfach keine Emotion identifizieren und erkennen, weil‘s halt einfach einstudiert ist und nicht wahr, sondern so eine Maske.“

Entlassen, werte Leserinnen und Leser möchte ich sie nun mit einem wunderbaren Satz, mit dem auch Franka und ich unser Gespräch am Mittwoch beendet haben:

„Und jetzt möchte ich wieder viel mehr Musik machen. (…) Ich geh raus mit dem Gefühl, dass ich das auch machen will.“

ZUR AUTORIN:

Ariane Pakisch, die 21-Jährige Musikologiestudentin aus Graz hört sich gerne von Schubert über Fitzgerald zu Eilish. Obwohl Sie eigentlich eher im Bereich der Popularmusik forscht, hat sie durch ihre Familie viel von der klassischen Musik auf den Weg mitbekommen. Neben der Musik setzt sie sich auch aktiv für Klimagerechtigkeit und Gleichstellung aller Menschen ein.

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