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Kurt Jungwirth 1929-2025

Schwarzweißporträt von Kurt Jungwirth mit Brille, aufgenommen von Christian Jungwirth.
© Christian Jungwirth

Prof. Kurt Jungwirth (1929-2025)

Heute erreicht uns die Nachricht vom Tode Kurt Jungwirths. Wir vom Haus Styriarte sind tief betroffen und erinnern uns voller Dankbarkeit an eine Persönlichkeit, die für uns, die Steiermark und weit darüber hinaus prägend war.

Kurt Jungwirth war der Vater der Styriarte, ein Kulturpolitiker aus jener Kriegsgeneration, die es nach 1945 schaffte, das kulturelle Gesicht der Republik Österreich nachhaltig zu prägen. So zu prägen, dass ihre Gründungen bis heute Bestand haben und nach wie vor von Belang sind.

Wir von der Styriarte verdanken Kurt Jungwirth nicht weniger als unsere Existenz. Als Kulturlandesrat des Landes Steiermark, ein Amt, das er von 1970 bis 1985 ausübte, war es ihm ein zentrales Anliegen, ein möglichst breites kulturelles Angebot im Land über die bestehenden städtischen und staatlichen Institutionen hinaus zu schaffen. Und er war vorausschauend genug, im streitbaren Alte-Musik-Pionier Nikolaus Harnoncourt – 1929, im gleichen Jahr wie Kurt Jungwirth geboren – den zukünftigen Weltstar zu erkennen, der künstlerisch an die Heimat seiner Familie gebunden gehört. Kurt Jungwirths Wagnis gelang. Er gründete für Nikolaus Harnoncourt ein Festival, das nach und nach tatsächlich zu dessen künstlerischer Heimat wurde, die Styriarte.

Kurt Jungwirth legte sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale, um die Styriarte politisch unabhängig zu machen. Er nahm das Festival nicht unter die Fittiche des Landes, sondern entließ es in die – wie man heute sagt – „Freie Szene“. Im Vorstand des Trägervereins sorgte Kurt Jungwirth als Präsident weiter für das Gedeihen des Vorhabens. Und er tat dies als intellektueller Begleiter und Anreger. Kurt Jungwirth war ein Frankreich liebender, in den romanischen Sprachen bewanderter und vor allem das Schachspiel bewundernder Denker, den eine nie versiegende Neugier und eine nicht selbstverständliche Offenheit und Internationalität auszeichnete. Als Politiker der Volkspartei vertrat er vehement eine Kulturpolitik, die gerade nicht nur das eigene Klientel bedient. Er schätzte und verteidigte die Avantgarde und er genoss den Widerspruch und das Streitgespräch auf dem Boden eines unerschütterlichen humanistischen Menschenbildes. Auch darin wird er für alle, die das Glück hatten, ihn gekannt und mit ihm gearbeitet zu haben, ein großes Vorbild bleiben.

Nikolaus Harnoncourt ist im Jahr 2016 verstorben. Nun ist mit Kurt Jungwirth auch die zweite, die Anfänge des Hauses Styriarte prägende Persönlichkeit von uns gegangen. Wir werden ihm in unseren Herzen und in unserer Arbeit ein warmes Andenken bewahren und nicht nachlassen, die Ideale, die er uns mit auf den Weg gab, für uns und die Gesellschaft, für die wir arbeiten, weiter fruchtbar und ertragreich zu machen.

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