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Die Styriarte 2024 zieht Bilanz

Helmut List Halle im Styriarte Festival
© Nikola Milatovic

Das Publikum strömt zur Styriarte in die Helmut List Halle

Styriarte 24 - „Die Macht der Musik“

„Das will ich haben! Da muss ich hin!“ überschreibt die Doyenne der deutschen Musikkritik, Eleonore Büning, ihren Bericht über die heurige Styriarte, und zitiert damit nicht nur den Intendanten Mathis Huber, sondern benennt auch, was offensichtlich so viele Besucher:innen wie schon lange nicht mehr über die Steirischen Sommerfestspiele dachten. Gleich eine ganze Reihe von Programmen der Styriarte 2024 waren ausverkauft und umjubelt.

Besonders angetan waren die zahlreichen nationalen und internationalen Berichterstatter vom neuen Leitprojekt der Styriarte, dem ersten Teil der „Attems Saga“, die gleich über mehrere Tage das Publikum ins Graz anno 1750 zum historischen Besuch der Kaiserin Maria Theresia zurückversetzte. Die augenzwinkernde Zeitreise von Thomas Höft brachte das prächtige Palais Attems als Spielort auf die Tagesordnung und ließ die Besucher:innen mit dem Gesinde Silberbesteck polieren. Einige fanden sich als Nobilitäten barock gewandet wieder, und alle stimmten schließlich gemeinsam gleich mehrfach den Begrüßungschor für die Kaiserin an, die freilich nicht erschien. Ein sinnliches Erlebnis sondergleichen: Durch das Palais zogen Duftschwaden der riesigen Blumenbuketts, die Aula der alten Universität prunkte wie eine Galerie, und auf der Bühne des Schauspielhauses drehten sich die steirischen Jahreszeiten, ausgestattet von Christina Bergner, die auch ansonsten viele weitere Konzerte bühnenbildnerisch verzauberte und anschaulich machte. Das innovative, immersive Format, das den genius loci, den Genius von Graz, zur Hauptsache macht, aber nicht verklärt, die Besucher:innen zu Mitspieler:innen werden lässt, aber vor allem wunderbar unterhalten will, punktete dazu mit einer großartigen Besetzung von Schauspielstar Maria Köstlinger über Violinvirtuosin Lina Tur Bonet bis hin zur Entdeckung des Festivals, der Tänzerin Mareike Franz. Und die Styriarte 2025 wird die Geschichte vom ambitionierten Grafen Attems, seiner emanzipierten Schwester und dem wilden Treiben im Hause weitererzählen.

Die Attems Saga: Was bisher geschah ...

„Konzerte anders denken“ – dieses unausgesprochene Motto beherzigte die Styriarte 2024, die bezeichnenderweise unter dem Motto „Die Macht der Musk“ stand, auf vielfache Weise. Besonders beeindruckend gelang das dem Orchester Ārt House 17 unter Michael Hell, das Claudio Monteverdis große Oper „L’Orfeo“ nicht nur mit einem internationalen Top-Cast aufführte, sondern gemeinsam mit der ukrainischen Sandmalerin Natalia Moro zu einer anrührend humanen, märchenhaften Show umformte.

„Orfeo“ und die Macht der Musik - Sandbilder von Natalia Moro

Und ob eine italienische Theatertruppe die Gemälde Caravaggios zu Monteverdis Madrigalen als tableaux vivants nachstellte, der Arnold Schoenberg Chor unter Erwin Ortner zum Proben und Mitsingen bei Schuberts „Deutscher Messe“ einlud, eine Artistin zu ABBA-Songs im Gewand sinfonischen Sounds durch die Helmut List Halle schwebte oder das Styriarte Youth Orchestra unter Mei-Ann Chen, inszeniert von Adrian Schvarzstein als osteuropäische Auswanderer um 1900, die „Neue Welt“ in der Neunten Sinfonie von Antonín Dvořák entdeckten – immer ging es darum, vielschichtige Zugänge zur Musik zu schaffen, Kontexte zu entwickeln und Menschen umfassend zu begeistern.

Das gelingt natürlich besonders gut mit einem besonders breit gefächerten musikalischen Angebot. Die Styriarte 2024 verneigte sich vor ABBA und Reinhard Mey, sie gestaltete eine Volxmusik-Nachwuchswettbewerb, sie brachte die Uraufführung einer zehnsätzigen Sinfonie für Klarinette und Klezmer-Orchester heraus, die Alexander Kukelka schrieb, und die vom Solisten Moritz Weiß virtuos umgesetzt wurde, oder auch die Uraufführung einer neuen Komposition von Flora Geißelbrecht, die Marlies Guschlbauer und Julia Rinderle kongenial spielten. Das Publikum wanderte durch die Mondnacht vom Eggenberger Park, radelte beim Fahrradkonzert durch die ganze Stadt oder erwanderte sich Schloss Stainz. Die ORF-Klangwolke brachte das Dvořák-Konzert auf zahlreiche Großleinwände im ganzen Land, viele Styriarte-Konzerte wurden zudem aufgezeichnet und werden vom ORF und seinen vielen Partnersendern weltweit ausgestrahlt. Und apropos: Weltstars hatte die Styriarte 2024 natürlich auch reichlich zu bieten, vom legendären Styriarte-Stammgast Jordi Savall, der gleich fünf Konzerte absolvierte, über den glamourösen Organisten Cameron Carpenter bis hin zum Tastengenie Pierre-Laurent Aimard und den großen Namen der Alte-Musik-Szene, Sopranist Bruno de Sá, Blockflötenqueen Dorothee Oberlinger und dem Oboisten und Dirigenten Alfredo Bernardini, der die Styriarte 2024 am 21. Juni mit Händels titelgebendem Oratorium „Das Alexanderfest oder: Die Macht der Musik“ eröffnet hatte.

Ein paar Zahlen

Die Styriarte 2024 bestand heuer aus 35 Projekten, die in 57 Vorstellungen (inkl. öffentliche GP ABBA) über die Bühne gingen. Dazu kam eine Vorstellung mit fünf verschiedenen Bands im jungen Projekt „Volxmusik spezi“ (Styriarte Sessions in Kooperation mit Raiffeisen Kulturförderung).

Der ORF-Hörfunk zeichnete zehn Projekte der Styriarte 2024 auf, die über die Radiostationen Ö1, Radio Steiermark und über die EBU auch weltweit gesendet werden und wurden.

Die ORF Steiermark Klangwolke mit Dvořáks „Symphonie aus der Neuen Welt“ wird über Radio Steiermark, ORF III und eine noch folgende Aussendung über 3sat am 4. August um 10.40 Uhr ein Publikum erreicht haben, das in die zigtausende geht.

In hauseigener Videoproduktion hat die Styriarte Aufzeichnungen der „Attems Saga“ und vom Projekt „Volxmusik spezi“ herstellen lassen.

Das Ergebnis

Die Styriarte 2024 hatte 31.500 Karten im Angebot und konnte damit annähernd 29.300 absetzen. Das entspricht einer Auslastung von fast 93 %. Die Brutto-Karteneinnahmen liegen bei EUR 1,2 Mio und damit im Plan.

Zukunft

Die Styriarte wird also diesen erfolgreichen Weg eines Festivals, das ganz nah am Puls seines Publikums kluge und fröhliche Veranstaltungsformate entwickelt und umsetzt, fortsetzen. Mit wieder ganz neuen Ansätzen vom 20. Juni bis 20. Juli 2025, wenn es bei uns heißt: „Raum und Klang“.

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