Kunst im Krieg
In seiner Eröffnungsrede zum Benefizkonzert „Versuch über das Unbegreifliche“ sprach Intendant Mathis Huber über Kunst und Frieden. Denn darauf zielte das Projekt, das Geld zur Unterstützung einer Musikausbildungsstätte in der ukrainischen Stadt Charkiw sammelte, hoffnungsvoll ab: auf eine Zeit, in der der Krieg der Vergangenheit angehört. Das Programm selbst entsprang jedoch der Unbegreiflichkeit des Krieges und stellte diesen ins Zentrum. Unverständnis, Verzweiflung und Bedrängnis wurden musikalisch zum Ausdruck gebracht.
Ein Bericht von Katharina Milchrahm
Instrumente für die Ukraine
Mit seinem Benefizprojekt für die Ukraine schließt das Haus Styriarte an ein Projekt an, das es vor fast 20 Jahren gemeinsam mit der Caritas gestaltet hat. Damals ging es darum, Straßenkindern in der ukrainischen Stadt Charkiw Zugang zu Musik zu geben, der als Hoffnungsanker für die Zukunft dienen sollte. Inmitten der Ukrainekrise wird nun Geld zur Unterstützung einer Musikausbildungsstätte in derselben Stadt gesammelt. Erscheint die musikalische Ausbildung ukrainischer Kinder zurzeit nicht von größter Wichtigkeit zu sein, so setzt das Benefizprojekt aber ein wichtiges Zeichen: Es wird sie geben, eine Zeit nach dem Krieg.
Die Unbegreiflichkeit des Krieges
Vier Sängerinnen und drei Schlagwerker des Studio Percussion graz haben bei der Uraufführung von Gerd Kührs eigens komponiertem Werk „Versuch über das Unbegreifliche“ mit Texten von Hans-Ulrich Treichel, Wolfgang Borchert, Mahatma Gandhi, Olena Selenska (Ehefrau von Wolodymyr Selenskyj) und einem alten ukrainischen Wiegenlied sowie mit Klängen, die an Bomben und Schreie erinnerten, Gefühle des Unbehagens und der Ratlosigkeit ausgelöst. Mit Raffinesse spiegelte das Werk die Hilflosigkeit wider, die der Krieg mit sich bringt. Berührend war es, wie neben der ungarischen Hoch-Koloratursopranistin Anna Ihring und der Mezzosopranistin Annette Schönmüller die ukrainische Sopranistin Tetiana Miyus und die russische Sopranistin Ekaterina Protsenko auf der Bühne des Minoritensaals eine Brücke zwischen den verfeindeten Ländern bauten und sich beim Schlussapplaus nicht nur sprichwörtlich die Hände reichten. Eingebettet wurde das Auftragswerk in das Klavierspiel der russischen Pianistin Kristina Miller, die mit abstrakten Melodien von Bach und Schostakowitsch den roten Faden des Abends weiterspann und auf das Unbegreifliche anspielte.
Demokratie „to go“
Begleitet wurde das Benefizkonzert von einer Kunstaktion des Wiener Künstlers Oliver Hangl, der mit Unterstützung durch das Art of Democracy Festival die Grazer Straßen und Gassen für ein Wochenende mit Texten und Zitaten rund um die Botschaft des Konzerts versah.
Die Zitate, die auf bunten Post-its auf Schaufenstern und Telefonzellen zu lesen waren, konnten von den Passant:innen gepflückt und mitgenommen werden und regten mit Gedanken zum Thema Demokratie mit Sicherheit zum Nachdenken an.