Judith Selenko: Die vielen Wege der Kunst
An interview by Katharina Milchrahm | Neue Wege für die Klassik
Zwei musikalische Werke, zwei verschiedene Videos, ein gemeinsamer Nenner: Für das Projekt „Neue Wege für die Klassik“ nimmt sich die Video-Designerin Judith Selenko sowohl Händels Feuerwerksmusik als auch Wagners Ring ohne Worte an und kreiert zwei Videos, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das eine abstrakt und sphärisch, das andere eine Geschichte erzählend. Im Interview verrät die Grazerin Judith Selenko, wie es ihr mit diesem Projekt ergangen ist, und welcher ihr persönlicher Zugang zur Kunst ist.
„Im besten Fall wird man auf irgendeine Art und Weise berührt.“
Mit ihren Videos will Judith Selenko einen Zugang zur Kunst schaffen. Egal, ob es sich dabei um ein Animationsvideo zu einem musikalischen Werk handelt oder die Videoprojektion auf der Bühne eines Theaterstücks oder einer Oper. Wichtig sei ihr dabei, dem Publikum immer klarzumachen, dass ihre persönliche Interpretation nur eine von vielen möglichen ist. „Das möchte ich ja auch nicht, dass wenn ich wo drinnen sitze, dass ich da quasi belehrt werde. Ich glaube, es ist wichtig, dass man eher zum Denken angeregt wird, inspiriert wird. Und was dann der Betrachter damit macht, ist ihm selber überlassen.“ Dass es kein richtig oder falsch gibt, das gefällt der Video-Designerin an der Kunst. „So viele Menschen wir sind, so viele Interpretationen gibt es“, so Judith Selenko. Auch ihre Video-Designs zur „Feuerwerksmusik“ und zum „Ring ohne Worte“ sollen dazu dienen, in den Menschen ein Gefühl auszulösen, sie zum Denken anzuregen und schlussendlich zu zeigen, dass Kunst viel weitergreifend ist, als man vermuten möchte.
„Dieses weiße Blatt Papier, vor dem viele oft Angst haben – auch ich selbst –, das ist auf eine ganz andere Art und Weise bereichernd.“
Eine Verbindung zur klassischen Musik hatte Judith Selenko schon immer, spielte sie doch selbst jahrelang im Orchester. Auch die Arbeit am Theater und an der Oper haben dazu geführt, dass sich die Video-Designerin immer wieder intensiv damit auseinandergesetzt hat. Und dennoch – das Arbeiten an ihren Projekten für „Neue Wege für die Klassik” hat sie der klassischen Musik auf eine ganz andere Art und Weise nähergebracht. „Mal selber, ohne irgendwelche Vorgaben von Werkstätten oder der Regie, einfach mal ganz frei zu denken. Zu fragen, was sind meine Gedanken dazu, was ist mein Zugang – das ist total schön, weil man das so selten hat.“ Weiters sei es komplett egal, wie alt ein Stück ist, mit dem man sich beschäftigt, einen Jetzt-Bezug könne man immer finden. Für die junge Künstlerin ist es immer schön, ein neues Stück kennenzulernen, da im Endeffekt nur die eigene Interpretation eines musikalischen Werkes zählt, und wie man von ihm inspiriert wird.
„Letzen Endes dienen wir alle dem Stück.“
Über ihren persönlichen Stil als Video-Designerin erzählt Judith Selenko, dass sie es gerne ästhetisch reduziert mag. Sprich: zu versuchen, ein Projekt mit wenigen Mitteln durchzuführen, und nicht zu tief in die Farbkiste zu greifen. Was sie an der Arbeit mit Videos so liebt, ist die Möglichkeit, immer etwas Neues zu entdecken. Von Explosionen über Slow Motion und eingescannten Zeichnungen bis hin zu 3D-Animationen. Doch so gerne die junge Künstlerin experimentiert, am Ende stellt sie sich immer die eine Frage: Wird das wirklich für das Stück gebraucht? Sich selbst auch zurücknehmen können, nicht nur den eigenen Geschmack durchboxen wollen – das mache eine gute Zusammenarbeit an Oper und Theater aus und ist Judith Selenkos persönliches Erfolgsrezept für die Verbindung von alter und neuer Kunst.
Judith Selenko:
In Graz geboren, besuchte die Video-Designerin Judith Selenko zunächst die Ortweinschule für Grafik- und Kommunikationsdesign, bevor sie im Zuge ihres Bühnenbildstudiums in die große Welt des Theaters eintauchte. Zurzeit macht sie ihren Master an der Filmakademie und arbeitet an Projekten, die sich zwischen Theater, Oper, Film und Animation bewegen. Abseits der künstlerischen Welt nutzt sie jede Gelegenheit zum Reisen und liebt es, die Welt durch die Augen anderer kennenzulernen.