Wer träumt nicht davon, von einer Reise um die Welt. Von den romantischen Brücken Venedigs, den feurigen Rhythmen von Buenos Aires und dem heißen Asphalt New Yorks. Für etwas, das normalerweise mehrere Wochen in Anspruch nimmt, hat die Styriarte genau einen Tag gebraucht. Und das per Fahrrad.
Ein Beitrag von Katharina Milchrahm
Raus aus der Blechdose
Beim ausverkauften Event „Auf dem Fahrrad“ haben vier Gruppen zu je hundert Personen kräftig in die Pedale getreten und dabei neue Orte in Graz entdeckt. Mit Liedern von Robert Stolz und einer Uraufführung des Posaunisten Bertl Mütter startete die imitierte Reise um die Welt in der Grazer Helmut List Halle, bevor es über die Reininghausgründe, die die Kulisse für New York abgaben, und Venedig am Mur-Hafen nach Buenos Aires im Funkhauspark ging.
Bertl Mütter beim Fahrradkonzert in der Styriarte 22
Station Venedig am Mur-Hafen
Mit Musik von George Gershwin, Jacques Offenbach und Gioachini Rossini sowie Astor Piazzolla wurde das Publikum an diesen verschiedenen Stationen von hochkarätigen Künstler:innen rund um die Welt geführt. Spannend war jedoch auch die Anreise zu den jeweiligen Locations: grandios die Stimmung, als sich 100 Radfahrende quasi als ein riesiges Lebewesen von Station zu Station durch Graz bewegten. „Auf den Straßen entsteht viel mehr Leben, wenn sich Leute außerhalb des Autos befinden, weil man dann nicht mehr in einem Kokon ist. Man riecht die Stadt, sieht mehr, nimmt die Stadt ganz anders wahr. Das hat man in einem Auto nicht, weil man sich in seiner eigenen Blase bewegt“, so Veranstaltungsdramaturgin Katharina Schellnegger.
CycleHeroes
Mit so vielen Menschen im Konvoi auf den Straßen unterwegs zu sein, bedarf natürlich akribischer Planung. Die sogenannten „CycleHeroes“ sorgten dafür, dass sich alle Teilnehmenden sicher fühlen und geschützt durch den Verkehr kommen konnten. Ihrem Namen haben sie alle Ehre gemacht, als sie in höchst sportlicher Manier Kreuzungen abgesichert und im Vorfeld gemeinsam mit dem Team der Styriarte die beste Route ausgetüftelt haben. Auch Kinder waren unter den Teilnehmenden, die es sichtlich genossen, so geschützt in einer Herde die Stadt und neue Musik zu erkunden. So kostete es eine Teilnehmende große Überredungskunst, ihren Enkel dazu zu bringen, nur mit ihr wieder nach Hause zu fahren – denn er pochte darauf, von nun an nur mehr in einer riesigen Gruppe Rad zu fahren.
Die CycleHeroes begleiten die Styriarte "Auf dem Fahrrad"
Neben all dem Spaß wurde sicherlich auch ein Zeichen gesetzt: Das Fahrrad als Transportmittel erlebt ja glücklicherweise eine Renaissance, und viele Gäste haben sich neu oder noch mehr in das Radfahren verliebt. Und wie viel fröhlicher der Verkehr sein kann, wenn man ab und zu einen Blick über den Blechdosen-Rand wirft, die Erkenntnis wird allen Teilnehmern bleiben.