Schon in den 1970ern wurde er in New York zum „King of Klezmer“ gekrönt. Heute gilt der 1936 in Buenos Aires geborene Klarinettist als lebende Ikone der Musikgeschichte; als genialer Brückenbauer zwischen der „Jewish Soul“ und den Klängen der Welt. Millionen Fans folgen Giora Feidman auf seinen Abenteuern, die ihn immer wieder auch zur Styriarte nach Graz führen.
THE KING OF KLEZMER
Wurzeln und Werdegang
1936 als Sohn jüdischer Einwanderer in Argentinien geboren, wird Giora Feidmans Jugend durch die spezifisch jüdische Musiktradition des Klezmer geprägt. Er entstammt einer Familie von Klezmorim, deren Tradition er in der vierten Generation fortsetzt. Feidmans Eltern wanderten um 1905 wegen einsetzender Judenpogrome nach Südamerika aus. Sein Vater war sein erster Lehrer. Nach einer klassischen Musikausbildung wird Giora Feidman mit 18 Jahren in das Orchester des Teatro Colón in Buenos Aires aufgenommen. Zwei Jahre später folgt die Berufung als jüngster Klarinettist in das Israel Philharmonic Orchestra. In den fast zwei Jahrzehnten seiner Orchesterzugehörigkeit arbeitet er mit allen bedeutenden Dirigenten seiner Zeit. Giora Feidman entwickelt in dieser Zeit sein Verständnis von Musik als die „Sprache der innersten Seele“, als ein Mittel der Verständigung, das alle Grenzen überwindet.
King of Klezmer
Anfang der Siebzigerjahre verlässt Feidman das Israel Philharmonic Orchestra und startet mit seiner musikalischen Botschaft die weltweite Renaissance der alten Klezmer-Tradition, bereichert um die vielfältigen Stile klassischer und moderner Musik. Von New York aus, wo er als „King of Klezmer“ gefeiert wird, ebnet er der „Jewish soul“ den Weg auf die klassische Konzertbühne und schenkt seinen Zuhörern nicht nur eine sehr persönliche Interpretation des Klezmer, sondern eine grenzenlose Hommage an das Leben.
Zusammenarbeit
Parallel dazu bleibt Giora Feidman seinen musikalischen Anfängen treu: Auftritte mit zahlreichen namhaften Orchestern und Ensembles wie dem Kronos Quartett oder der Polnischen Kammerphilharmonie kennzeichnen seinen Weg ebenso wie CD-Produktionen mit den Berliner Symphonikern oder dem Philharmonischen Kammerorchester München. 2001 folgt er einer Einladung des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, um als Solist im Rahmen der Reihe „musica viva“ an der Uraufführung eines Werkes von Magret Wolf mitzuwirken. Eine Tournee mit dem Münchner Rundfunkorchester verbindet er im Juli 2002 mit einem Ereignis, auf das die Musikwelt lange gewartet hat: Giora Feidman spielt Mozarts Klarinettenkonzert.
Neben dem Konzertpodium steht die Bühne: In Deutschland beginnt der außergewöhnliche Erfolg Feidmans 1984 mit seinem Auftritt in Peter Zadeks inzwischen legendärer „Ghetto“-Inszenierung. Feidmans Talent, seiner Klarinette fast schauspielerische Fähigkeiten zu verleihen, setzt sich 1994 in den Opern „Der Rattenfänger“ (Dortmund) und „Lilith“ (Bayreuth 1996) sowie dem Theaterstück „Meschugge vor Hoffnung“ in den Hamburger Kammerspielen fort. Internationale Filmprojekte erweitern den musikalischen Wirkungskreis.
Anfang der 90er Jahre folgt Giora Feidman einer Einladung Steven Spielbergs und spielt zusammen mit Itzhak Perlman die mit einem Oscar ausgezeichnete Musik für den Film „Schindlers Liste“ ein. In dem erfolgreichen Kinofilm „Jenseits der Stille“ hat Feidman ebenso einen zentralen Gastauftritt wie in dem Film über das Leben der „Comedian Harmonists“.
1995 macht er mit der Neuvertonung des Stummfilm-Klassikers „Golem“ Furore und 2005 mit seinem Stück „Nothing But Music“, einer Inszenierung in zehn poetischen Bildern.
Mit all diesen Projekten ist der Musiker Giora Feidman zum Botschafter geworden, der Brücken zwischen Völkern und Kulturen baut. Der bescheiden gebliebene Mann, der keine großen Worte macht und lieber seine Klarinette sprechen lässt, wird zu ganz besonderen Ereignissen eingeladen. Bei der Feierstunde zum Gedenken an die Millionen Opfer des Nationalsozialismus bringt er im Januar 2000 im Plenarsaal des Deutschen Bundestages zusammen mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker Ora Bat Chaims Komposition „Love“ zur Uraufführung. Und im August 2005 lädt ihn Papst Benedikt XVI ein, zur Vigil auf dem Weltjugendtag in Köln aufzuspielen – vor mehr als 800.000 Zuhörern.
Würdigung
Heute ist der Virtuose Feidman eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte. 2001 verleiht man ihm in Berlin in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden das Große Bundesverdienstkreuz am Bande.