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Kunst um der Kunst Willen

Franziska Pronneg - Neue Wege für die Klassik

Franziska Pronneg: Kunst um der Kunst Willen

Ein Interview von Katharina Milchrahm  | Neue Wege für die Klassik

Schon mit ihrem Buch Urbane Nackerpatzerln bewies die Autorin Franziska Pronneg, dass sie einen Blick für Dinge hat, die für viele unentdeckt bleiben. Mit Liebe zum Detail und trockenem Schmäh nimmt sie sich sowohl banale Alltagsgeschichten als auch alltägliche Kuriositäten vor und verwandelt diese in Kurzgeschichten und Gedichte, die berühren und ein Schmunzeln hervorzaubern. Für das Projekt Neue Wege für die Klassik begab sich die steirische Autorin nun in die Welt der klassischen Musik und zeigte auch hier, wie erfrischend es sein kann, die Perspektive zu wechseln. In Es war mir ein Volksfest erzählt sie vom Recreation-Konzertbesuch mit Werken von Saint-Säens und Mendelssohn – aus der Sicht des Stefaniensaals. 

„Ein klassisches Konzert ist mehr als nur dasitzen und sich eine Stunde lang berieseln lassen. Da passiert auch was.“ 

Die Motivation hinter ihrem Text „Es war mir ein Volksfest“ beschreibt Franziska Pronneg mit demselben Pragmatismus, der auch aus ihren Kurzgeschichten hervorscheint: Kunst um der Kunst willen. Für sie sei es aber auch wichtig gewesen, einen schönen Auftritt, ein schönes künstlerisches Werk zu beschreiben – und das eben aus der Sicht der Kronleuchter und der Bilder von Komponisten an der Wand des Saals. Verdient hat die Klassik diese Aufmerksamkeit laut Franziska Pronneg nämlich allemal, da diese nicht nur Einfluss auf die Menschen, sondern auf den gesamten Saal selbst hat. Und der Saal ist es eben, der es der Autorin ganz besonders angetan hat. „Man kann extrem viel Glück oder extrem viel Pech haben, je nachdem, wo man platziert ist. Die Platzierung und der Raum beeinflussen das Erlebnis einfach extrem“, so Franziska. „Deswegen bin ich eigentlich darauf gekommen, nicht darüber zu schreiben, wie ich mich während des Konzerts fühle, sondern zu versuchen, den Text aus der Sicht des Raumes zu verfassen.“ 

„Ich bin nicht unbedingt in der klassischen Zielgruppe für solche Konzerte.“ 

Mit klassischer Musik in Berührung gekommen ist Franziska Pronneg bisher nur beim Lernen und Entspannen mit Musik von Vivaldi. Das Konzert habe ihr dennoch „extrem gut gefallen“. Besonders angetan hat der Autorin das Cellokonzert von Saint-Säens, nicht zuletzt aufgrund des energetischen und emotionalen Solisten. „Man konnte aus nächster Nähe beobachten, wie der das intus hat, dabei ist, die Welt um sich herum ausblendet und nur bei seinem Instrument ist.“ Am faszinierendsten fand sie aber den Dirigenten: „Als Außenstehender weiß man nicht, wie die Kommunikation zwischen Dirigenten und Orchester funktioniert, aber sie funktioniert lustigerweise irgendwie.“ 

„Ich mag Dialekte, weil sie die Vielfalt im Sprachausdruck irrsinnig erweitern.“ 

Und abseits von klassischer Musik? Da beschäftigt sich die junge Autorin begeistert mit Sprachen und deren Dialekten. Als Lieblingswort listet sie den Begriff ‚weinen‘, und zählt prompt fünf bis zehn Ausdrücke dafür im Dialekt auf. Zum Schreiben ist sie durch das Tagebuch-Schreiben als Jugendliche gekommen und hat sich dann über Dialekt-Poetry-Slams bis zu ihrem eigenen Buch voller Kurzgeschichten geschrieben. In denen erzählt sie von Begegnungen mit Menschen und Dingen in Graz und greift auf Episoden aus ihrem Leben zurück. Ihr Erfolgsrezept lautet wie folgt: „Mein Anspruch an die Texte ist, dass sie unterhaltsam, nachvollziehbar zu lesen und zugänglich sind. Grundsätzlich überlege ich mir ‚Will das irgendjemand lesen? Interessiert’s wen?‘“  

Wir sagen ja. Denn wie es den Kronleuchtern im Stefaniensaal bei unseren klassischen Konzerten geht, wollten wir schon immer wissen ;)

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