Musik.Geschichten Episode #3
23.4.2021 - 26 min.
erfragt von Katharina Schellnegger, erzählt von Karl Böhmer
Die einen stehen auf volle Länge, die anderen auf die Würze der Kürze. Wie locker man mit Musik und Werken umgehen kann, zeigt uns die Musikgeschichte. Mozart hat seinen Figaro nie ungekürzt gespielt, dem war die Oper selbst viel zu lang. Mit Rücksicht auf Jahreszeiten, Arbeitszeiten und Zugabfahrtszeiten wurden Opern gekürzt oder manchmal über ständiges Da-capo-Klatschen extra verlängert. Der Italienische Adel hatte überhaupt seine ganz eigene Gebräuche, Opern zu genießen. Hop on, hop off zogen sie durch die Opernhäuser der Stadt, von der Best-of-Arie zur nächsten, und dazwischen wurde geflirtet, gegessen und wurden Geschäfte gemacht. Erst als die Musik zur Kunstreligion wurde, das Konzert zum Bildungsereignis, die Komponisten zu fast göttlichen Genies, da war’s dann vorbei mit dem Genuss. Da kamen die Strenge, die Länge und die Leidensfähigkeit in den Konzertsaal.
Die Musik in diesem Podcast:
Voi che sapete aus Le nozze di Figaro
Interpreten:
Valer Sabadus
recreation – Großes Orchester Graz
Dirigent: Michael Hofstetter
aufgenommen am 2. und 3. Dezember 2013 im Stefaniensaal, Graz