Die Pest in Florenz: Eine Gruppe junger Leute erzählt sich im damaligen Lockdown 10 Tage lang Liebesgeschichten. Über Partnertausch im Bett, komische Verwechslungen, listigen Liebesbetrug und hundert andere Verwicklungen. Mit Musik genau aus dieser Zeit.
Ein genüssliches Spiel auf der Orgel unserer erotischen Fantasie vollführte Karl Markovics an diesem fröhlichen Styriarte-Abend. Der Schauspielstar trug die lustsprühenden Bettgeschichten des „Decamerone“ von Giovanni Boccaccio vor, geschrieben vor sechseinhalb Jahrhunderten, aber zeitlos in ihrer geistreichen Frivolität. Kongenial die Musik des Abends: Das Unicorn Ensemble um Blöckflötenzauberer Michael Posch bettet die Lovestories in den Klang ihrer Entstehungszeit - mit haufenweise Seele, Virtuosität und Italianita.
Florentiner Stories of Lust
Florenz im Jahr der großen Pest 1348: Sieben junge Frauen und drei junge Männer suchen Zuflucht in den Hügeln von Fiesole, weit entfernt von der Seuche. Zehn Tage nehmen sie sich Zeit, um täglich zehn Geschichten über die Liebe zu erzählen – über Partnertausch im Bett, komische Verwechslungen, listigen Liebesbetrug und hundert andere Verwicklungen. Im „Decamerone“, seiner „Zehn-Tages-Schrift“, hat Giovanni Boccaccio diese Liebesnovellen erzählt und damit die Liebesprosa Italiens begründet. Karl Markovics liest Auszüge aus den deftigsten Novellen, mit seinem ganzen Körper, weiten Spannungsbögen und köstlichen Pausen, in denen die Bilder der Lust sickern können.
Subtile Sensationen
Und der Großmeister der Texte genießt es sichtlich, den fünf Virtuos*innen des Unicorn Ensemble zu lauschen: ihren federleichten, sinnlichen, glitzernden Rekreationen einer Musik, die vor Lebensfreude nur so sprudelt. Unwirklich entrückt erscheint diese Kunst des Trecento im großen Schwarz der Helmut List Halle, glasklar und plastisch heben sich die Figuren ab in den Bildern unserer Filmregie. Eine Zeitreise ins zeitlos Menschliche, voll subtiler Sensationen.
Programm
Ballatae, Madrigale und Estampien aus der Zeit von Giovanni Boccaccio, u. a. von Johannes Ciconia, Giovanni da Firenze, Magister Piero, Codex Rossi, Codex Faenza, Codex Torino und aus dem London Manuskript
Lesung aus den Novellen von Giovanni Boccaccios „Il Decamerone“
Programmheft als PDF zum Download
Künstler:innen
Karl Markovics, Lesung
The Unicorn Ensemble:
Marc Lewon, Laute
Thomas Wimmer, Fidel & Laud
Jane Achtman, Fidel
Wolfgang Reithofer, Perkussionsinstrumente
Leitung: Michael Posch, Blockflöte
Der gelesene Text stammt aus Giovanni Boccaccio: Das Dekameron. Übersetzt von Karl Witte, München, Winkler-Verlag 1964 (www.zeno.org).
Textauswahl: Joseph Beheimb
Aufgenommen am 8. Juli beim Festival Styriarte 2021 in der Helmut List Halle in Graz.
Ein Film von Reziprok.
Eine Produktion aus dem Hause Styriarte.
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