Astrid Rothaug: Die Schönheit der vergänglichen Kunst
Ein Interview von Katharina Milchrahm | Neue Wege für die Klassik
Dass sie Künstlerin werden will, hat Astrid Rothaug erst während ihres Studiums beschlossen. Und seitdem der Entschluss gefasst war, gab es auch kein Gebiet mehr, an das sie sich nicht heranwagte. Vom Zeichnen und Malen übers Drehbuchschreiben und Filmemachen – Astrid Rothaug liebt es interdisziplinär. Für unser Projekt „Neue Wege für die Klassik“ animierte sie einen Film zu Bachs „Air“.
„Das war das erste Mal, dass ich gewusst habe, ich will das machen.“
Dolmetscherin werden oder mit ihrer Harfe Musik machen – beides stand im Raum, bevor Astrid Rothaug begann, Grafik und Druckgrafik zu studieren, und dort ihre eigentliche Berufung fand: Künstlerin sein. „Ich habe schon während des Studiums gemerkt, dass ich gerne zwischen den Disziplinen arbeite, und dass ich eben nicht nur Druckgrafiken machen möchte“, so die junge Künstlerin. Während eines Auslandsjahres in Lissabon konzentrierte sie sich auf die Malerei, als Artist in Residence illustrierte sie in Luxemburg ein Kinderbuch. Am leichtesten von der Hand gehe ihr aber das Zeichnen: „Das passiert so von selbst. Malerei ist im Vergleich ein viel längerer Prozess, da muss ich mich erst eingewöhnen. Zeichnen ist einfach da. Das sind einfach deine Gedanken, und du hast da nicht so viele Wege dazwischen. Das ist so direkt.“ Aber auch das Gestalten von Animationsvideos hat es ihr angetan. Durch diese lasse sich eine Geschichte so gut erzählen, eine eigene Welt schaffen. Schon zwei Musikvideos hat sie für eine Luxemburger Musikerin animiert, dabei wollte sie so etwas zunächst nie machen. „Ich hab’ immer geglaubt ich will das nicht machen, das ist viel zu aufwendig. Aber bei ihr wusste ich, ich will das unbedingt machen, ich liebe ihre Musik.“ Und sowohl das Arbeiten zu und mit Musik als auch das Illustrieren von Animationsvideos hat mittlerweile eine gewichtige Stelle im Leben der Künstlerin eingenommen. „Wenn ich eine Zeichnung mach’ und dabei ein Musikstück höre, lenkt mich das irgendwie wohin, das ist was Schönes.“ Wie schön das tatsächlich sein kann, hat Astrid Rothaug auch mit ihrem Animationsfilm zu Händels „Wassermusik“ gezeigt, für den sie sich beim Illustrieren von der Musik hat leiten lassen.
„Ich kann keine wissenschaftlichen Erkenntnisse liefern, die neu wären, aber vielleicht kann ich ein Gefühl anregen.“
Auch die Welt des Realfilms hat die junge Künstlerin schon betreten und einen unabhängigen Kurzfilm gedreht. Entstanden ist dieser wieder in Zusammenarbeit mit einem Musiker – der musikalische Aspekt scheint sich wie ein roter Faden durch die Kunst von Astrid Rothaug zu ziehen. Derzeit arbeitet sie schon am nächsten Independent Short Film, der so kurz gar nicht sein wird. Thematisiert wird die Zurückdrängung des Lebensraums durch Betonbauten, und der Film soll die Sehnsucht nach der Natur wecken sowie die Sorge um sie. Dass sie noch viele weitere künstlerische Gebiete erproben wird, bleibt nicht auszuschließen: „Ich hab’ schon oft gesagt, dass ich etwas nicht mach’, und dann hab’ ich es doch gemacht.“ Prinzipiell wolle sie keine Möglichkeiten ausschließen, über ihren künstlerischen Anspruch weiß sie dennoch genau Bescheid: „Am wichtigsten ist mir, dass meine Kunst eine Seele hat“, erzählt Astrid. „Dass sie nicht zu kühl ist, sondern dass es immer etwas gibt, was ihr eigen ist. Ich zeichne nicht gerne Standardfiguren, die perfekt animiert sind, wo man nichts erkennen kann in ihrem Wesen oder ihren Augen.“ Kurz: Sie will einen Charakter einfangen, der von der Wahrnehmung der Künstlerin beeinflusst ist. Und dies passiert ständig und an den alltäglichsten und zugleich schrägsten Orten, denn am liebsten zeichnet Astrid Rothaug auf ihrem eigenen Arm. Die lebende Leinwand, die sie praktischerweise immer bei sich trägt, ziert somit jeden Tag ein neues Gesicht aus einem Café, oder das Stillleben um sie herum. Die Künstlerin beobachtet, und ganz unauffällig verwandelt sich ihre Haut in ein Kunstwerk. Ausstellen kann sie ihren kunstvollen Arm nicht; meist hält die Farbe einen Tag, und der Arm wird wieder mit neuen Motiven bezeichnet. Doch gerade die Flüchtigkeit ihrer Kunst macht diese zu etwas wirklich Einzigartigem.
Die Künstlerin Astrid Rothaug
Die in Niederösterreich geborene Künstlerin Astrid Rothaug bewegt sich gerne zwischen den Disziplinen: Während ihres Grafik- und Druckgrafikstudiums an der Universität für angewandte Kunst in Wien experimentierte sie schon mit Animationen und illustrierte als Artist in Residence in Luxemburg ein Kinderbuch. In Lissabon fokussierte sie sich ein Jahr lang auf die Malerei, wobei ihre große Leidenschaft eigentlich dem Zeichnen gilt. Egal ob bildend oder darstellend – oberstes Ziel für Astrid Rothaug ist es, ihrer Kunst eine Seele zu schenken.
Ein Projekt im Rahmen von Neue Wege für die Klassik.
Das Projekt wird finanziert vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, Öffentlichen Dienst und Sport.